Mittwoch, 2. November 2005

Medienanalyse: Geschichtsfernsehen - Auszüge

Bearbeitung des Themas in den drei Arbeitsgruppen "Ostalgie", Doku-Drama" und "Dokumentation".

Dokumentation - Gedenktage
WDR-Dokumentation zum 9. November 1989
- zu Beginn Divergenzen zwischen Bild und Ton, z.B. Bild vom Mauerbau mit Zitat "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen".
- Zum "positiven" Ende hin nahezu keine Divergenzen, tendenziell Zusammenspiel der verschiedenen Elemente, z.B. Bild vom Mauerfall mit Lied "Wind of change"
- kontinuierliche Darstellung der DDR anhand militärischer Institutionen

Doku-Drama mit dem Beispiel "Die Manns"
Visualisierung von Geschichte
Selektionskriterien:
- historische Personen
- Männer
- Deutsche
-> im Allgemeinen: Biographien großer oder gefährlicher Deutscher, die außerhalb des Fernsehens Berühmtheit erlangt haben, werden visualisiert.
Verfahrensweise:
- Musik
- Darstellung der (historischen) Vorgeschichte
- Fotos & inszeniertes Familienleben
- Geschichte zu Geschichten
- „Lebendige Geschichtsschreibung“
- Historizität & Verlebendigung
- Historischer Ort wird aufgesucht und dient als Set
- Erinnerung als Verschmelzung von 2 Dokumentaraufnahmen (Gegenwart und Vergangenheit)
- Zeugenschaft & Expertenwissen durch (noch) lebende Personen

Ostalgie-Sendung(en)
"Meyer & Schulz - die Ostalgie-Sendung"
Sendungstyp:
- Showformat
- Darstellung der positiven Seiten als Maßnahme der Konsensbildung
Darstellungsformen:
- tendenziell junge Menschen treten auf
- Betonung von Gemeinsamkeiten durch Aufzeigen von Parallelen
- Spass und Wissensvermittlung
- Bedienung von Stereotypen
Visualisierung:
- Geschichte in schnellen Einzelbildern ohne Kausalitäten und kontinuierlichen Abfolgen
- Fragmentierte Darstellung

Geschichtspolitiken des Fernsehens

Auf Basis der Annahme das sich Wissen aus der medialen Darstellung generiert, erfolgte die These das Medien einen großen Anteil an der Formierung von Geschichte haben.
Deutungen der Vergangenheit machen den Ist-Zustand plausibel und können Hinweise auf mögliche zukünftige Handlungsoptionen bieten.

In der näheren Auseinandersetzung mit der medialen Darstellung von Historie lassen sich folgende Faktoren und Elemente herausstellen:
  • Vergessen bildet den zentralen Bestandteil
  • es erfolgt eine Begrenzung des Sag- und Sehbaren
  • die Produktion narrativer Kausalitäten wird vermehrt über Personen realisiert -> Personalisierung
  • Zeitungen und Experten sind wichtige Bestandteile der Darstellung
  • es erfolgt eine Vermittlung von zentralen Wertvorstellungen
  • Verfestigung einer spezifischen Zeremonie
  • historische Bedeutung wird produziert
  • eine Homogenisierung der Geschichtsdarstellung findet statt
  • bei der medialen Darstellung handelt es sich zumeist um Bildmonumente, keine belegbaren, historischen Dokumente, es ist keine Orts- und/oder Zeitangabe möglich oder vorgesehen
Generell festzuhalten ist noch der hohe Stellenwert des Mediums Fernsehen für historische Erinnerungen, die Ausgestaltung und Wahrnehmung von Medienereignissen als rituelle Gedenkfeiern.

Medienanalyse: Nachrichten & Magazine - Auszüge

Anhand des vorgestellten Analyserasters erfolgte eine Analyse verschiedener Sendungen in drei Arbeitsgruppen. Die jeweiligen Ergebnisse sind danach im Plenum präsentiert worden.

Analyseergebnisse

"Hart aber fair - Bildungsniveau"
Analyseteil: Anmoderation
Themenwahl aufgrund von Relevanz und Aktualität: Veröffentlichung der OECD-Studie -> negativer Entwicklung

Konzept der Sendung:
Gäste:
- Bekanntheit oder Macht vorausgesetzt
- Funktion + Position als Auswahlkriterium: Die Ministerin als Verantwortliche und Entscheiderin; Der Unternehmer als Betroffener und Kritiker; Der Vater als Betroffener, Kritiker und Beobachter; Der Experte als Wissensträger

Gruppen & Positionen:
- Moderator als Anwalt
- Kopplung des Moderators an "uns" (Zuschauer)
- Identifikationsangebote

Visualisierung:
- Präsentation des Meinungsspektrums durch die Gäste
- Kamera als beobachtendes Subjekt
- hierarchische Position des Moderators verstärkt
- Arena / Forum

"Mittagsmagazin Nachrichten"
Textuelle Verfahren:
- divergente Kameraperspektiven in den einzelnen Beiträgen zur Untersützung der Inhalte
- Themen-Reihenfolge nach Grad der Wichtigkeit und allgemeingültigen Kategorisierungen ( Bsp.: Weltweit-Europa-National)

Bedeutung:
- Adressierung
- Konsensbildung

Selektionskriterien:
- Relevanz
- Aktualität
- Personenzentrierung

"9-11 - Newsfeature"
Journalistische Routine unterbrochen durch Dimension des Ereignisses.
Handlungsmuster definieren die Struktur der Sendung.
Verarbeitung der Nachricht durch routinierte Verfahrensmuster, welchen auf Stichworte und Verknüpfungen basieren.

Information! Alles was wir von der Welt wissen, wissen wir aus den Medien

Als Einführung für die anschließende Medienanalyse in Arbeitsgruppen zum Thema "Nachrichten & Politmagazine" wurde ein basales Analyseraster vorgestellt.

Die grundlegende Fragestellung lautete "Wie funktioniert eine Nachrichtensendung?", weitergehend spezifiziert durch die Fragen:

  1. Was wird überhaupt in den Nachrichten zum Thema?

  2. Mit welchen Verfahren werden die Ereignisse dargestellt?

  3. Wie erhalten diese Nachrichten gesellschaftliche Bedeutung und Status?

Hierzu werden die Elemente Selektoren, Textuelle Verfahren und Bedeutung/Wahrheit/Objektivität herangezogen.

Selektoren:
Unter diesem Begriff werden die Kriterien welche zur Auswahl der Nachrichten führen subsumiert. Dazu gehören Relevanz (anhand der Faktoren Macht und Lokalität), Aktualität (mit den Faktoren Standardisierung und Überraschung), Norm und Moral sowie die Zurechnung auf Personen und Handeln.

Textuelle Verfahren:
Im Bereich der textuellen Verfahren wird auf die Frage der Perspektive, das komplexe Wechselverhältnis von Bild, Ton und Text, auf Ordnungsprinzipien und beteiligte Stimmen (z.B. Sprecher, Reporter, Politiker) mit ihren Hierarchien eingegangen.

Bedeutung/Wahrheit/Objektivität:
Unter diesen Aspekten stellt sich vor allem die Frage wie Nachrichten diese erhalten. Daher werden die Konstruktion einer Außenwelt, die Addressierung der ZuschauerInnen und die Erforschung und Definition des zugrundeliegenden Konsens untersucht.

Information

In dem 4-tägigen Workshop wird konkret gezeigt, wie durch die Produktionsstrukturen der Medien, durch Auswahl und Schnitt etc. Bedeutung entsteht und warum auch ›investigativer Journalismus‹ manchmal nicht ausreicht. Nach kritischer Analyse von Fernseh- und Printmaterial werden Möglichkeiten selbstbestimmter Öffentlichkeit jenseits einer ›Kritik mit der Fernbedienung‹ diskutiert.

Zufallsbild

Plenum-II

Literatur

Dayan / Katz (2002) Medienereignisse.
In: Ralf Adelmann u.a. (Hg.): Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft.

Habermas, Jürgen (1998) Faktizität und Geltung.
Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaats.

Hall, Stuart (2002) Die strukturierte Vermittlung von Ereignisse.
In: Ralf Adelmann u.a. (Hg.): Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft.

Kocyba, Hermann (2004) Aktivierung.
In: Bröckling, Ulrich u.a. (Hg.):Glossar der Gegenwart.

Link, Jürgen (1994) Grenzen des flexiblen Normalismus?
In: Schulte-Holey (Hg.):Grenzmarkierungen. Normalisierung und diskursive Ausgrenzung.

Marchart, Oliver (2005) Der Apparat und die Öffentlichkeit. Zur medialen Differenz von >Politik< und >dem Politischen<.
In: Gethmann / Stauff (Hg.) Politiken der Medien.

Oy, Gottfried (2003) Vom Kampfbegriff zur elektronischen Demokratie.
Kritische Publizistik, Gegenöffentlichkeit und die Nutzung Neuer Medien durch soziale Bewegungen. In: Peripherie, 92, 23, S. 507-523

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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 09:30

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