Medien & Identitätspolitik

Unter der Prämisse das Politik steuern muss, stellt sich die Frage ob Medien Selbststeuerungsfunktion übernehmen können?
Es sind folgende Gesellschaftstypen, welche mit Regierbarkeit zusammenhängen, existent:
  • Disziplinargesellschaft
  • Kontrollgesellschaft (Einhaltung von Regeln wird kontrolliert)
  • Gesellschaft, deren Mitglieder Selbststeuerung übernehmen

Der eigentliche Ausgangspunkt sind die Annahmen das sowohl mit Vergangenheit als auch mit dem Orientierungssystem eines Individuums, als auch mit Idenität, Politik gemacht werden kann.
An dieser Stelle stellt sich die Frage, was geschieht zu diesem Zweck in den Medien?

Beispiel: Malcolm X (Filmbiografie von Malcolm Little, 1992, Regie: Spike Lee)

  • Nachruf am Ende des Films, anschließend Anruf/Aufruf, völlig unsentimentaler Schluss: statt dessen ein eher militanter Appell.
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  • Mit der Bennung "Malcolm X" verbindet sich die Option das jeder diese Identität annehmen kann, "X" steht hier im Sinne von x-beliebig, wie am Ende des Films dargestellt wird.
  • Malcolm X’ Testament wird durch Identitätsaneignung vollstreckt

Beispiel: Kampagne „Du bist Deutschland“ (2minütige Werbesendung)

Der Werbespot ist als Modell der Identitätspolitik zu verstehen.
Potentielle Reaktionen auf den Spot:

  • „das ist eine einzige Qual“ (körperliche Abwehr)
  • Frage nach Verantwortlichkeiten (Wer steht dahinter? Was soll das?) – Hintergrundwissen und Aufklärung werden hinterfragt
  • Gedanken/Ahnung: handelt es sich um einen institutionalisierten Diskurs? – Diskurstaktik: wie kann das Gesehene unterminiert werden (d.h. überbieten oder umpolen)
Weitere Arten des Umgangs: medienwissenschaftliche Perspektive (Betrachtung als Medienprodukt) und medienwissenschaftliche Untersuchung der Kampagne:
  • Frage nach dem Format 
  • Frage nach dem Zeitpunkt 
  • Gestaltung und Struktur 
  • Vergleich mit anderen Appellen möglich, um das Spezifische abzuleiten (z.B. Nitzsche: „Werde du selbst!“ oder „Wir sind Papst!“).
  • Gibt es medienpolitische Maßnahmen, um unsere Identität zu erweitern? – Spot unterstützt bei der Beschäftigung mit dieser Frage.

Elemente der anschließenden Diskussion:

  • Abgrenzung z.B. zu nationalsozialistischen Parolen: Herstellung einer Gemeinschaft anstatt „Stolz“
  • Betonung des Zusammenschlusses anstatt der Abgrenzung
  • Aufforderung zur Selbstsorge, anstatt auf staatliche Leistungen zurückzugreifen 
  • ökonomische Fragestellungen
  • Heterogenität innerhalb des Spots, die zu einer Einheit zusammengefasst wird, kann insofern problematisiert werden, weil sie die Definition eines „Außen“, das nicht dazugehört, provoziert
  • „Du bist Deutschland“ ist schwierig, weil die Formulierung zwar auf Gemeinsamkeiten (Identität) zurückgreift, aber grundlegende Unterschiede und Differenzen ignoriert.

Information

In dem 4-tägigen Workshop wird konkret gezeigt, wie durch die Produktionsstrukturen der Medien, durch Auswahl und Schnitt etc. Bedeutung entsteht und warum auch ›investigativer Journalismus‹ manchmal nicht ausreicht. Nach kritischer Analyse von Fernseh- und Printmaterial werden Möglichkeiten selbstbestimmter Öffentlichkeit jenseits einer ›Kritik mit der Fernbedienung‹ diskutiert.

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Praesentation-9-11

Literatur

Dayan / Katz (2002) Medienereignisse.
In: Ralf Adelmann u.a. (Hg.): Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft.

Habermas, Jürgen (1998) Faktizität und Geltung.
Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaats.

Hall, Stuart (2002) Die strukturierte Vermittlung von Ereignisse.
In: Ralf Adelmann u.a. (Hg.): Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft.

Kocyba, Hermann (2004) Aktivierung.
In: Bröckling, Ulrich u.a. (Hg.):Glossar der Gegenwart.

Link, Jürgen (1994) Grenzen des flexiblen Normalismus?
In: Schulte-Holey (Hg.):Grenzmarkierungen. Normalisierung und diskursive Ausgrenzung.

Marchart, Oliver (2005) Der Apparat und die Öffentlichkeit. Zur medialen Differenz von >Politik< und >dem Politischen<.
In: Gethmann / Stauff (Hg.) Politiken der Medien.

Oy, Gottfried (2003) Vom Kampfbegriff zur elektronischen Demokratie.
Kritische Publizistik, Gegenöffentlichkeit und die Nutzung Neuer Medien durch soziale Bewegungen. In: Peripherie, 92, 23, S. 507-523

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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 09:30

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