Dienstag, 1. November 2005

Medien, Diskurse & die mediale Produktion von (De-)Normalität

Ausgehend von der These, dass das Verständnis vom Funktionieren der Medien die Bedingung für die eigene Partizipation ist, fand eine Rekurrierung des Foucault´schen Diskursbegriffes und seiner Erweiterung respektive Veränderung durch Jürgen Link statt.
Die angenommene Prämisse war, das vor den Subjekten die Medien kommen, da diese durch ihre Konstruktion die Art und Weise des Diskurses und der Partizipationspotentiale an diesem bestimmen.

Foucault´scher Diskursbegriff (M. Foucault):
Diskurse sind spezialisierte Praxis- und Wissensbereiche, in diesen findet Wissensgenerierung durch institutionalisierte Rituale innerhalb spezieller Objektbereich (z.B. medizinischer Diskurs)statt.
Merkmale:

  • immer institutionalisiert
  • immer bestimmte Verfahren
  • Regelungen der Versprachlichung, Verschriftlichung und Visualisierung (Fachtermini)
  • legitimierte, autorisierte Sprecher
  • Diskurs konstituiert sich über eine Vielzahl von Texten
  • nicht-intentionale Ereignishaftigkeit, Diskurse können unabhängig von Subjekten geführt werden
Differenzierung des Begriffes durch Jürgen Link:
Link unterscheidet zwischen den Foucalt´schen Spezialdiskursen und den so bezeichneten Interdiskursen.

Interdiskurse dienen dem Ausgleich zwischen Spezialdiskursen, sie sind Diskursinterferenzen zwischen den Spezialdiskursen.

In diesem Kontext ist die Aufgabe der Massenmedien die Diskursintegration, das akkumulierte Wissen der Spezialbereiche zu integrieren und verständlich sowie anschaulich zu vermitteln. Das dazu genutzte methodische Instrument ist die allgemein verständliche Kollektivsymbolik, diese dient der Sinnerstellung, der Veranschaulichung und der Komplexitätsreduktion.

Medien werden daher als Binär-Maschinen, z.B. durch Unterscheidung von Innen und Aussen, beschrieben, welche nach symbolischer Grundlogik kodiert sind. Medien lassen sich in diesem Kontext als institutionalisierte Interdiskurse auffassen.
Die Generierung von Themen geschieht dann auf Basis eines anderen Aspektes der Medien, dem Normalismus welcher immer auf Statistik und Datenerhebung über die moderne Gesellschaft gründet. Medien generieren Themen durch Statistiken die Denormalität anzeigen, Abweichungen von normativen, präskriptiven Normen oder statischen, deskriptiven Normen.

Öffentlichkeit, Medien, Demokratie

Im zweiten Teil des Tages ging es zuerst um die Begrifflichkeiten, welche die Grundlagen der Thematik darstellen.
Ausgangspunkt war der Begriff "Öffentlichkeit". Nach einer allgemeinen Darstellung des Begriffes erfolgte eine auf Jürgen Habermas rekurrierende Definition des Begriffes.
"Medien" und "Demokratie" wurden ebenfalls anhand der Habermaschen normativen Sozialtheorie ausgeführt.

Mit Habermas als theoretischem Background geschah eine Vorformulierung potentieller Fragestellungen, wie:
  • Untersuchung der Position der Kultur
  • Art der Vermittlung der Information in den Nachrichten
  • Möglichkeiten einer nicht-hegemonialen Öffentlichkeit
  • Konzepte der Öffentlichkeit in den heutigen sozialen Bewegungen

Innerhalb der Diskussion über die genannte Theorie und die potentiellen Ableitungen standen vor allem die Divergenz zwischen Sozial- und Medientheorie, speziell im Hinblick auf die vorhandene Realität, und die Frage nach einer Definition des Hegemonie-Begriffes im Vordergrund.

Entwicklung der Medien in der BRD seit 1945

Ausgehend von der sogenannten Stunde Null nach Ende des II. Weltkrieges wurde die Entwicklung des bundesdeutschen Mediensystems von 1945 bis heute skizziert.
Ausgehend von der Frage ob dies einen Bruch oder Kontinuität bedeutete kam hierbei der Zeitraum bis in die frühen siebziger Jahre schwerpunktmäßig zum Tragen. Besonders der Aspekt der Re-Education, des alliierten Konzeptes das deutsche Volk über Medien vom erfolgtem Irrweg abbringen und auf die gesellschaftlichen Tugenden hinzuweisen, sowie die Herausbildung der Institutionen ist beleuchtet worden.

Darüber hinaus erfolgte eine Vertiefung der Frage nach privat und/oder öffentlicher Ausrichtung respektive Konstruktion der beteiligten Institutionen und den daraus resultierenden Folgen.

Zudem wurde die Entstehung neuer Dimensionen von "privat" und "öffentlich" im Zusammenhang mit dem Aufkommen privater Medien andiskutiert.

Dies sollte die Basis bilden für das "Zusammendenken", die Verbindung, von Medien- und Demokratiekonzeptionen.

In der anschließenden Diskussion waren die Themen Machtstrukturen, Objektivität, Kodex und Fairness die Schwerpunkte.

Workshop - Spin-Off

Christiansen, Bloggers, Digicam-Revolution ist die Headline des 4-tägigen Workshops in Hattingen.
Es sollen unter den Überbegriffen Mediendemokratie und Öffentlichkeit unter anderem Fragen nach den Begriffen "Öffentlichkeit", "Medien" und "Demokratie", der Konstruktion politischer Öffentlichkeit, den Geschichtspolitiken der Medien, dem Einfluss aktueller Politik, dem Wandel des Dualsystems, den Möglichkeiten von Intervention und Partizipation, dem Verhältnis von Medien und Öffentlichkeit und der Bedeutung neuer Medien in diesem Kontext gestellt werden.

Basis des Workshops sind ein Reader (siehe Literatur) und die spezifischen Vortäge(Programm (pdf, 17 KB)), auf dieser Grundlage finden Diskussionen und Analysen statt...

Das Blog soll einen Überblick über Inhalte und Ablauf geben. Es wird keine Gewähr gegeben ;).
Im Übrigen gilt: Interpunktion und Orthographie dieses Blogs sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.

Die Literatur und weitere Bilder in Dateiform können von den Teilnehmern bei mir unter
timo[dot]bouerdick[at]ruhr-uni-bochum[dot]de
angefordert werden.

Information

In dem 4-tägigen Workshop wird konkret gezeigt, wie durch die Produktionsstrukturen der Medien, durch Auswahl und Schnitt etc. Bedeutung entsteht und warum auch ›investigativer Journalismus‹ manchmal nicht ausreicht. Nach kritischer Analyse von Fernseh- und Printmaterial werden Möglichkeiten selbstbestimmter Öffentlichkeit jenseits einer ›Kritik mit der Fernbedienung‹ diskutiert.

Zufallsbild

Gegenoeffentlichkeit

Literatur

Dayan / Katz (2002) Medienereignisse.
In: Ralf Adelmann u.a. (Hg.): Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft.

Habermas, Jürgen (1998) Faktizität und Geltung.
Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaats.

Hall, Stuart (2002) Die strukturierte Vermittlung von Ereignisse.
In: Ralf Adelmann u.a. (Hg.): Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft.

Kocyba, Hermann (2004) Aktivierung.
In: Bröckling, Ulrich u.a. (Hg.):Glossar der Gegenwart.

Link, Jürgen (1994) Grenzen des flexiblen Normalismus?
In: Schulte-Holey (Hg.):Grenzmarkierungen. Normalisierung und diskursive Ausgrenzung.

Marchart, Oliver (2005) Der Apparat und die Öffentlichkeit. Zur medialen Differenz von >Politik< und >dem Politischen<.
In: Gethmann / Stauff (Hg.) Politiken der Medien.

Oy, Gottfried (2003) Vom Kampfbegriff zur elektronischen Demokratie.
Kritische Publizistik, Gegenöffentlichkeit und die Nutzung Neuer Medien durch soziale Bewegungen. In: Peripherie, 92, 23, S. 507-523

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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 09:30

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